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Des Tages Neige
Die letzte Rose vor dem 2. Winter
Gift der Eibe
Homage an Emma Shapplin
Muschelbänke des Lichts
Seltenes Lächeln

 

 

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Gift der Eibe

© Sanguis Draconis 04.04.03

Wie die Eibe
in Wurzeln, Stamm und Zweigen
ihr Gift nährt,
so nährt meine Einsamkeit
das Gift in meiner Seele.

Ich wünschte,
immergrüner Efeu würde sich ranken,
Ruhe geben den Augen,
die schneeblind geworden
in der frostigen Kälte
meines Lebens.

Ich wünschte,
die goldene Sonne würde sich,
wie schon seit Anbeginn
der Zeiten,
mäjestätisch über den Horizont erheben,
um diese silberne Wildnis
nach dem Schneesturm in meinem Herzen
weg zu schmelzen.

Ich wünschte,
ein warmer Wind würde wehen
über der öden Eisheimat
meiner Gedanken.
Ein lauer Aufwind,
der die Möwen aufsteigen lässt,
der fähig ist,
diese schwarze Leere
in Liebe zu wandeln.

Wenn nur ein wenig
des Windes und der Sonne
den Efeuspross,
den du in mir gepflanzt hast
zum Gedeihen bringt,
kann es vielleicht eines Tages möglich sein,
dass die Eibe kein Gift mehr nährt
.

  

 

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Seltenes Lächeln

© Sanguis Draconis 12.04.03

Sonnenstrahlen und fröhliche Kinder spielen um den alten Hagestolz auf dem Dorfplatz.
Buntes Entenvolk schnattert lautstark im Gemeindeteich.

Watteweiche Wolkentupfen schwimmen wie kleine, satte Schwämme in einer großen, blauen, wohlig warmen Frühjahrsbadewanne.

Im Bürgermeisteramt sorgen offene Fenster für Durchzug der nun endlich lauen Frühlingsluft.
In einem der langen Flure plätschert es.
Die Putzfrau, klein, verhärmt, aber doch noch jung, wringt mit roten, verquollenen Fingern ihren Lappen aus. Sie richtet sich auf, stemmt beide Hände hinten an ihr Rückgrat.
Kreuzschmerzen, tagein, tagaus.

Gedankenfetzen an mageres Gehalt, teures Spielzeug, Einsamkeit nach dem Tod ihres Mannes und unbezahlte Rechnungen gehen ihr durch den Kopf.

Schritte hallen wider im Echo der Steinstufen. Ein Mitarbeiter des Bürgermeisters geht in seine wohlverdiente Mittagspause.
Sie zieht ein wenig den Kopf ein, will irgendwie gar nicht gesehen werden. Er schaut sie an wie ein lästiges Insekt, senkt den Blick auf den Putzkübel, der mitten auf den Stufen steht. Eine Augenbraue zuckt nach oben.
Sie reisst den Eimer an sich um ihn schleunigst aus dem Weg zu bringen. Etwas von dem braunen Putzwasser schwappt ihr über ihre Schürze.

Mit einem unschwer zu deutenden Grinsen geht der Mann an ihr vorbei, zündet sich eine Zigarette an, und wirft die leere Schachtel demonstrativ ein paar Meter weiter auf den Boden.

Sie bückt sich, hebt sie auf.
Das Ungeborene versetzt ihr einen Tritt.
Sonst hat sie nicht viel zu lachen.

Jetzt lächelt sie.

 

 

 

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Homage an Emma Shapplin

© Sanguis Draconis  13.08.2003

Es beginnt mit Chaos,
Gewitter im Hintergrund, ein Chor.
Dann setzt deine Stimme ein,
glättet das Chaos klar wie ein kühler Bergsee,
durchdringt mich,
spült mich fort in eine andere Welt.

Dorthin, wo nur die reinen Töne wohnen.
Nimmt mich gefangen auf wundersame Weise.
Ich schweige mit dem Herzen, mit der Seele,
höre dir zu,
lasse mich entführen in unirdische Sphären.

Die anschwellende Musik trägt
deinen Sopran zu den Sternen.
Durch lichte Galaxien
vereint sie meine Seele mit Gott.
Lindert Schmerzen, ist Balsam,
ein weiter Dom aus Tönen.

Du bist die Glocke,
die alle Fasern in mir zum Schwingen bringt.
Weiter noch zieht es mich fort,
wo nichts mehr zählt als deine göttliche Stimme.
Tränen steigen auf, quellen über
und befreien mich für Minuten von allem Dunkel.

Es wird hell in meiner Seele.
Die Sonne steigt auf,
so wie sich deine Stimme aufschwingt,
alles hinter sich lässt, mich hinaufträgt
in grenzenlose, strahlende innere Freiheit
einer besseren, leichteren, anderen Welt.

Deiner Stimme zu lauschen ist ein Geschenk Gottes.
Niemals zuvor
habe ich Musik so gefühlt wie durch dich.
Niemals zuvor
hat eine Stimme mein Herz in dieser Weise berührt.

Dieses eine Lied – Leonora –
Ist meine Treppe ins Licht.

 


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Die letzte Rose vor dem 2. Winter

 

© Sanguis Draconis   20.10.03

Und wieder blüht die letzte Rose.
Du verzaubertest die Nebel
in meinem Märchenwald
durch deine Ruhe.
In diesem Idyll
finde ich Welten in mir.

 

Dieses Gedicht ist eine Variation des Textes
"Die letzte Rose"
auf der Seite Cyberlove.
Inzwischen ist ein Jahr vergangen,
aber diese Rose blüht immer wieder
und hält mich immer noch am Leben.
Dank dir von Herzen, mein Schatz

  

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Muschelbänke des Lichts


© Sanguis Draconis   20.10.03

Fließe, gleißend Sonne, fließe in mein Meer aus fahler Traurigkeit.
Verwandle schwarzen Horizont und weit entfernte Hoffnungsinseln zu purem,
reinen Gold, so unvergleichlich reich, dass mir der angehalt´ne Atem stockt.
Ich möchte deine göttlich´ Schönheit selbst mit blinden Augen labend trinken,
und alle deine lichtgeküssten Wellen sollen Träger meiner bitteren Tränen sein.
Auf dass sie diese glitzernd´ Perlen meiner abgrundtiefen Trauer,
vergoldet in lichtlos, kalte, dunkle Tiefen dieser unermesslich weiten, freien Wasserwelten zieh´n.

Ich möchte diese strahlend´ Perlen im Garten der lieblich zarten Wassernixen sähen,
und möchte zusehen , wie aus ihnen einmal Hoffnungsmuscheln wachsen.
In tausend einsam, kalten, dunklen, gottvergessenen Jahren, so denk ich,
wird die, von zarter Hand so prunkvoll angelegte Muschelbank vollendet sein.
Einst werden Taucher, noch heute ungeboren, die Muscheln staunend öffnen,
daraus ein gleißend Strahl, sich Strahl um Strahl zu Lichterbündeln fügt.
Die seit Äonen lichtlos, schwarzen, kalten Welten, sie schauen zum allerersten Mal das Licht.

Das Rauschen dieser ihrem Sinn beraubten offnen Lebenskelche
wird der Choral der Auferstehung und des absoluten Neubeginns
in einer Welt , die zögernd ahnt, was helles Licht für sie bedeutet
und die sich unermesslich freut auf eine andere, neue, goldne Zeit.

 


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Des Tages Neige

© Sanguis Draconis   26.01.08

Des Tages Neige legt ihr nunmehr dunkles Kleid zur Ruh.
Die Nacht zieht auf und deckt die allerschlimmsten Wunden zu.
So mancher Mensch vergräbt sich still im eignen starren Wald,
spürt nichts von Liebe, ist tief im Herzen unbeschreiblich kalt.
 
Die Dunkelheit erweckt die letzten Lebensgeister scheu und klein.
Sie räkeln sich und finden sich in Herz, Gefühl und Willen ein.
Wie eine Flamme kurz vor ihrem Aus erglimmen sie
und wollen leben, lieben, sein und bleiben wie noch nie.
 
So bitt ich dich und leg den schwersten Teil in deine treuen Hände,
fach an die Flamme, lass sie verbrennen alle schwarzen Wände,
die mein Gemüt zum Kerker meiner Sehnsucht machen.
Knips an den Tag und lern mich wieder leben und auch lachen.
 


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